Der „Dicke Engel“ ist seit 2010 eine Diskussionsplattform für Politik und Privates auf dem Mumble[1] der NRW-Piraten.
Am 24.03.2011 trafen sich im „Dicken Engel“ einer Restaurantkneipe in Berlin-Moabit eine ganze Reihe an Piraten und diskutierten recht lebendig vor laufender Kamera.
Das war zu einer Zeit, als die Piraten noch ohne Hype und 8,9 % Wahlergebnis in Berlin ganz weit weg waren. Der Bundespartei in Heidenheim stand vor der Tür und in der Piratenpartei wurde deftig über die Relevanz von Liquid Feedback gestritten.
http://wiki.piratenpartei.de/ErzEngel/Dicker_Engel/Archiv
Der Dicke Engel ist ein Format, das sich aus den damals mehrstündigen Bundesvorstandsitzungen entwickelt hat. Wöchentliche als Telefonkonferenz durchgeführt waren sie für viele Vorstandsmitglieder zu anstrengend; für die Diskussion und für politische Fragen blieb kein Raum.
Daher wurde jede zweite Vorstandssitzung zu einem offenen Polittalk, allerdings mit den Schwierigkeiten, die eine reine Telko mit sich bringt.
Ende 2009 hatten die Piraten die Sprachkonferenz-Software „Mumble“ entdeckt und nutzten sie zunehmend, zumal die Diskussionen bis dahin nur im Forum geführt wurden. Diese uferten häufig aus und endeten mit persönlichen Beleidigungen. Ein weit verbreitetes Phänomen.
Durch die Mumble-Diskussion wurde alles viel ruhiger und ab Einführung des „Dicken Engel“ gab es strukturierte Themenabende.
Darüber hinaus entwickelte sich der „Dicken Engel“ schnell zu einer virtuellen Restaurantkneipe, die beinahe täglich von Piraten spät abends aufgesucht wurde, um den Tag ausklingen zu lassen. Teilweise wurde „Lebensrat“ ausgetauscht, teilweise wurde der alltägliche Wahnsinn in der Piratenpartei verarbeitet. Oder man hörte nur zu, wie beim Radio.
@Kyra2001 war die Wirtin dieser virtuellen Kneipe und sorgte dann für Ordnung, wenn sich die üblichen Trolle ausgetobt haben.
Dass ab 0.00 Uhr häufig ein Erotiktalk als Satire stattfand, gehört auch zur Geschichte.
Kein Format hat die Piratenpartei die fünf Jahre über so intensiv begleitet, wie der „Dicken Engel“.
Wir erlebten den Hype seit der Landtagswahl Berlin 2011, die Durchbrüche in NRW, Schleswig-Holstein und Saarland in 2012.
Kandidaten zum Bundesvorstand wurden bis 2014 in langen Abenden ausgiebig befragt und konnten sich darstellen.
Aber wir erlebten auch den Lagerstreit, die zunehmende Entfremdung und eine Vielzahl an politischen Niederlagen ab der Landtagswahl Niedersachsen im Januar 2013.
Vorstände wechselten sehr häufig; eine klare Linie, Strategie und Wertediskussion ist bis heute nicht erkennbar. Dabei arbeiten die Landtagsfraktionen sehr erfolgreich und unzählige Piraten sitzen in den kommunalen Vertretungen und fallen positiv auf.
Der „Dicken Engel“ blieb davon auch nicht verschont, Derivate wie „Erzengel“ und „Schlanker Satan“ mit teilweise geschlossenen Gruppen nagten an dem Gemeinschaftsgefühl, das hier früher vorherrschend war. Heute sind insbesondere abends am Wochenende nur noch wenige Teilnehmer im Mumble anzutreffen.
Themenabende fehlen heute fast völlig. Der politische Diskurs ist zum Erliegen gekommen.
Eine Aufstellung der Aktivitäten bis 2014 gibt es hier:
http://wiki.piratenpartei.de/Dicker_Engel
Zwischenzeitlich gibt es Initiativen, einen Neuanfang umzusetzen; sei es Diskussionsabende oder Onlineversammlungen mit Entscheidungsrelevanz.
Gemeinschaft macht stark; vermutlich vermissen das viele Piraten und Unterstützer.
Den „Dicken Engel“ gibt es immer noch, man kann ihn täglich nutzen.
[1] Mumble ist eine Sprachkonferenzsoftware. Um bei Mumble teilzunehmen, muss eine Software installiert werden und es sind Mikrofon und Lautsprecher am Computer notwendig.
Eine Beschreibung zur Installation und wo man die Software herunterladen kann, findet man hier.
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