Am 1. April tagt die Koordinatorenkonferenz zum 150. Mal im NRW-Mumble. Die Plattform zum Informationsaustausch insbesondere der Arbeitsgemeinschaften in der Piratenpartei wurde vor über 6 Jahren am 1.1.2010 gegründet.
Historisch betrachtet waren die Arbeitsgemeinschaften oftmals eine schwierige Angelegenheit; immerhin über 160 unterschiedliche Interessengruppen haben sich im Laufe der Zeit zusammengefunden. Viele sind ruhend oder sporadisch arbeitend, aber ca. 20 AGs sind sehr aktiv und haben bisher über 75% des Wahl- und Grundsatzprogramms der Piratenpartei in einem aufwendigen Verfahren erarbeitet.
Das AG-System in der Piratenpartei hat daher sehr viele Kritiker, aber auch sehr viele Anhänger, die sich ohne Zwang frei entfalten konnten. In Spitzenzeiten haben über 1500 AG-Mitglieder zusammen gearbeitet.
In 2010 wurde der „AG-Rat“ gegründet und mit der Verwaltung der AGs jemand vom Bundesvorstand beauftragt, was letztlich zum Scheitern verurteilt war. Die AGs sind im Gegensatz zu anderen Partei bei den Piraten nicht in der Satzung verankert, daher müssen sie sich an keinerlei Weisung halten. Das mag gut oder schlecht sein, je nach Standpunkt.
Der Bundesvorstand hatte schlichtweg keine Handhabe, hier regelnd einzugreifen, jegliche Vorgaben wurden seitens der AGs strikt abgelehnt.
Es ist daher nur verständlich, dass dies insbesondere in einer jungen Partei zu Differenzen führt.
Daher haben sich einige AG Koordinatoren zusammengetan und 2010 eine Art Selbstverwaltung organisiert. Nach anfänglichen Schwierigkeiten lief das ganz gut an. Zumal keinerlei Zwang organisiert, sondern der arbeitsintensive Konsens gefunden wurde.
So ergab sich ein AG-Verzeichnis mit Einstufungen in „aktiv“, „ruhend“, „in Gründung“, „kein Status“ und „stillgelegt“. Dies dient insbesondere der Orientierung derer, die eine AG suchen.
Zum Bundespartei in Bingen 2010 gab es dann den 1. AG-Atlas.
Die Koordinatorenkonferenz trifft sich in der Regel alle 14 Tage zum Meinungs- und Informationsaustausch.
Es gab einige Versuche, die AGs in der Satzung der Piratenpartei zu verankern, die allesamt an den verschiedensten Interessen gescheitert sind.
Bedingt durch das schmale Parteiprogramm in der Piratenpartei und den sehr ungeordneten Parteitagen haben sich mehrere AG-übergreifende Gruppen, wie die AG Schulterschluss und zuletzt „Leinen los“ gebildet.
Diese Gruppen haben es dann geschafft, durch unendlich viel Arbeit und viele Sitzung ganze Programmblöcke zusammenzustellen.
Diese wurden dann auf den Parteitagen Bochum I (2012), Neumarkt (2013), Bochum II (2014) und Lampertheim 2016 angenommen.
Die Kommunikation zum Bundesvorstand war lange Zeit gestört. Die Koordinatorenkonferenz wurde vielfach als eine Art „Anti-BuVo“ dargestellt und deren Aktivitäten als Störung empfunden.
Erst ab Ende 2014 normalisierte sich das Verhältnis weitgehend, so dass die Aktivitäten des Bundesvorstandes zu einem regelmäßig Tagesordnungspunkt wurden.
Seit 2013 wird ebenso regelmäßig von den internationalen Piratenparteien aus Sicht der Internationalen Koordination berichtet. Großes Interesse herrscht an der Fortentwicklung der PPI und PPEU.
Die Koordinatorenkonferenz hat in den sechs über Jahren die Piratenpartei begleitet, wir erlebten den Hype seit der Landtagswahl Berlin 2011, die Durchbrüche in NRW, Schleswig-Holstein und Saarland in 2012.
Kandidaten zum Bundesvorstand wurden bis 2013 in langen Abenden ausgiebig befragt und konnten sich darstellen, sofern sie die Einladung angenommen haben.
Aber wir erlebten auch den Lagerstreit, die zunehmende Entfremdung und eine Vielzahl an politischen Niederlagen ab der Landtagswahl Niedersachsen im Januar 2013.
Vorstände wechselten sehr häufig; eine klare Linie, Strategie und Wertediskussion ist bis heute nicht erkennbar. Dabei arbeiten die Landtagsfraktionen sehr erfolgreich und unzählige Piraten sitzen in den kommunalen Vertretungen und fallen positiv auf.
Leider fehlen Themenabende in der Piratenpartei fast völlig. Der politische Diskurs ist zum Erliegen gekommen.
Zwischenzeitlich gibt es Initiativen, einen Neuanfang umzusetzen; sei es Diskussionsabende oder Onlineversammlungen mit Entscheidungsrelevanz.
Gemeinschaft macht stark; vermutlich vermissen das viele Piraten und Unterstützer.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Koordinatorenkonferenz die einzige Organisation in der Piratenpartei ist, die kontinuierlich und weitgehend streitfrei sehr unterschiedliche Interessen bündelt. Dies dann seit 150 Sitzungen, das ist eine Zahl, die man so schnell nicht einholen kann. Möglicherweise ist die Arbeitsweise der Koordinatorenkonferenz dann doch ganz erfolgreich.
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