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Kein Ereignis hat die Politik in der Bundesrepublik Deutschland so nachhaltig verändert, wie der Todesschuss auf den Studenten Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 von einem West-Berliner Polizisten, der dann viele Jahre später als Stasispitzel enttarnt wurde.

Die Republik war in Unruhe geraten, weil die Nachkriegsgeneration langsam erwachsen wurde und sich nicht mehr dem versammelten Spießertum unterordnen wollte. Die Weltpolitik war außer Rand und Band, der Vietnamkrieg der US-Amerikaner war im vollen Gange. Die allgemeine Protestbewegung inspirierte von Amerika mit den Hippies vor allem viele Studenten in West-Berlin die dort wohnten, allein schon um dem Wehrdienst zu entgehen.

Die Anfang 1967 gegründete „Kommune 1“ ist ein Symbol für die völlige Veränderung des Lebens einer unangepassten Jugend. Dem gegenüber stand das Establishment, dass eisern und mit Gewalt die alten Regeln und Werte verteidigte, koste es was es wolle.

Junge Studentenführer nahmen die Universitäten in West-Berlin in Besitz und diskutierten endlos politische Forderungen und eine notwendige Erneuerung der Gesellschaft. Denen stand ein Senat gegenüber, der reaktionärer nicht sein konnte, befürchtend dass die Lage außer Kontrolle geraten könnte. Bereitschaftspolizisten mit Tschako und Schlagstöcken trieben regelmäßig Demonstrationen auseinander, ganz gleich ob hier ein Grundrecht wahrgenommen wurde.

Seit 1961 gab es auch „Die Pille“ in Deutschland und veränderte die Sexualmoral nachhaltig, insbesondere die der jungen Menschen.

Alle Zeichen standen auf Veränderung, dem gegenüber ein verknöcherter Herrschaftsapparat, der Repression als einziges Mittel der Staatsdoktrin zuließ.

In diese gesellschaftliche Veränderung platzte der Staatsbesuchs des persischen Schah Reza Pahlavi, ein recht blutrüstiger Despot und strategischer Partner der USA um den Einfluss der damaligen Sowjet-Union im Nahen Osten abzuwehren.

Als der Repräsentant eines verhassten, feudalen Lebensstils die Deutsche Oper in Berlin besuchte kam es zu einer Großdemonstration die von iranischen „Jubelpersern“ und SAVAK-Agenten mit Holzlatten auf der einen Seite und der Polizei auf der anderen Seite brutalstmöglich bekämpft wurde.

Hierbei kam es am Abend zu mehreren Schüssen abgegeben vom Polizisten Kurras. Einer davon traf tödlich. Die genauen Umstände bleiben bis heute umstritten.

Die Berliner Politik reagierte mit Verachtung und die Studentenproteste weiteten sich aus. Die nachfolgenden Ereignisse, RAF-Terrorismus in Deutschland, die Lorenz-Entführung der Bewegung 2. Juni waren aus der heutigen Sicht fast zwangsläufig.

Sorge bereiten die Parallelen zur Jetztzeit, kriegerische Auseinandersetzungen in der Welt, zunehmend repressive Politik, Eingrenzung der Grundrechte der Bürger und ein nie gekannte Ausweitung des Überwachungsstaates, letztlich um die Saat zu bekämpfen, die man selber ausgestreut hat.

Denkmal am 02.07.2017

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