Hin und wieder denkt man an den eigenen Werdegang in der „IT“ und an die heutigen Möglichkeiten und Verantwortlichkeiten.
1970 hatte ich die Chance, den Umzug einer auszumusternden Großrechenanlage baulich und technisch mitzugestalten. Wir saßen, nachdem alles zusammengebaut war, vor einem riesigen Steuerfeld, bei dem jeder Maschinenbefehl von Hand mit Drehwählern eingestellt und abgefeuert wurde. Hole aus Zelle, verbinde mit Zelle, speichere Ergebnis in Zelle usw.
Unser Massenspeicher war eine riesige Magnettrommel, die 1 MB Speicher hatte und 14 Tage auslaufen musste, wenn sie abgeschaltet wurde.
Der Drucker war eine Tabelliermaschine, der 1,5 Tonnen wog.
Unsere erste Errungenschaft war ein Fernschreiber, der Lochstreifen produzierte, mit dem man also diese ganzen Maschinenbefehle speichern konnte. Das erste Programm war geboren. Es folgten viele und Programmiersprachen wie ALGOL, Pascal, Fortran, Turbo Pascal usw.
Tabellenkalkulation lernte ich im DDR-Fernsehen und weitere Dinge bei Wolfgang Back und Wolfgang Rudolph im WDR-Computerclub.
So infiziert baute ich mir meinen ersten Rechner, einen Sinclair ZX-81, der die erste Lohnabrechnung voll automatisch durchgeführt hat. Eine Sensation in der Programmiersprache Basic.
Natürlich zweifelten wir alle an der Prognose „dass es weltweit einen Markt für vielleicht fünf Computer gibt“ (1947, Thomas Watson Chef von IBM) oder dass „es keinen Grund gibt, warum jeder einen Computer zu Hause haben sollte“ (1977, Ken Olsen, Gründer von Digital Equipment Corp.).
In vielen Jahrzehnte wuchsen die Anforderungen und es folgte der Anfang mit Netzwerken, erst Wang, dann Lantastic, BNC Verkabelungen (Abschlusswiderstand bitte nicht vergessen), Novell Server (sündhaft teure Software) und schließlich Windows NT 3.51.
Clientseitig hatten wir es mit DOS zu tun, ein einfach anzuwendendes Betriebssystem, das ab Version 5 sehr zuverlässig lief. Die größte Herausforderung war es, die maximal 640 KB Arbeitsspeicher auszureizen und dafür abenteuerliche Konstruktionen von config.sys und autoexec.bat zu basteln.
Andere Systeme waren finanziell fast unerreichbar und OS2 war nur bei Banken und DATEV irgendwo im Einsatz. Unix war mehr etwas für Mainframes.
Die preisgünstigen Windowscomputer mit der für alles und jeden verfügbaren Software waren nicht nur für uns der Durchbruch zum Totaleinsatz der EDV im Betrieb und Privat. Spiele haben mich weniger interessiert, da war Atari der Platzhirsch.
Dann folgten hybride Samba-Netzwerke um Unix, die Applewelt und Windows zu koppeln, um nicht nur Daten gemeinsam abzulegen, sondern auch die Peripherie wie Drucker, Plotter, DFÜ usw. verfügbar zu machen.
Später folgten die Anmietung von Servern in Rechenzentren mit dem Platzhirsch Linux an Bord und unzählige Anwendungen für Kunden.
Zwischendurch kam dieses Internet auf. Ein Bill Gates hielt dies 1993 nur für einen Hype und ordnete an, dass sich seine Mitarbeiter erst einmal um andere Dinge kümmern sollen. Wir freuten uns, mit AOL oder CompuServe „einfach drin“ zu sein.
Heute ist unser Alltag durchdrungen mit IT, die schon lange nicht mehr EDV heißt. Fast niemand kommt mehr ohne sie aus, außer vielleicht Indianerstämme im Amazonasgebiet (obwohl sie indirekt durch Regierungshandeln auch betroffen sind).
Diese birgt auch erhebliche Risiken für alle Anwender durch staatliche oder monopolistische Eingriffe in sich.
Diese enormen Entwicklungen gilt es verstehen und mit ihnen strukturiert zu arbeiten. Mittlerweile haben sich Ausbildungsberufe entwickelt und auch mir macht es Spaß, insbesondere jungen Leuten dieses Wissen beizubringen, damit sie einen guten Abschluss bekommen und die nötigen Fähigkeiten entwickeln.
Die Piratenpartei hat ihre gesamten Abläufe, die Archivierung ihrer Geschichte, die überwiegende mit technischen Hilfsmitteln wie Pad und Mumble geführte Kommunikation nur dem Handeln der Administratoren zu verdanken.
Die Wertschätzung kommt nicht immer in geeigneter Form rüber, weil Systeme so komplex sie auch sein mögen, erst dann zur Kenntnis genommen werden, wenn sie ausfallen. Und dann soll alles hopp, hopp schnellst möglichst wieder zum Laufen gebracht werden, egal zu welcher Tageszeit oder ob Feiertag ist.
Hier wird viel auf Verschleiß gefahren und wenig auf den Menschen geachtet. Ein Appell an alle, darüber nachzudenken.
0 Kommentare zu “Happy Sysadmin Day”